Informationen spielen in unserem Alltag eine wahnsinnig große Rolle. Standen früher die Weitergabe von Wissen im persönlichen Gespräch, oder als geschriebenes Wort in Büchern im Vordergrund, hat sich dies heute stark verändert. Immer mehr Informationen werden audiovisuell im Rahmen von Videos oder sogenannten Shorts (Extrem kurze Videosequenzen) weitergeben und konsumiert.
Moderne Jagdtechnik hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Besonders Nachtsicht- und Wärmebildgeräte haben sich von seltenen Spezialwerkzeugen zu wertvollen Hilfsmitteln in der alltäglichen Revierarbeit entwickelt. Unser Mitglied des Hegerings, Markus Kecker, hat sich diesem Thema verschrieben – und betreibt einen YouTube-Kanal, auf dem er regelmäßig hochwertige Beiträge rund um Nachtsicht- Wärmebildtechnik und alles rund um Optik bei der Jagd veröffentlicht. Auch das Fernsehen, namentlich der WDR, ist auf Markus aufmerksam geworden und produziert ein Format zum Thema Jagd in Zusammenarbeit mit ihm.
Wir haben mit ihm über seine Motivation, seine Erfahrungen und die Zukunft dieser spannenden Technik gesprochen.
Markus, wie bist du überhaupt zur Nachtsicht- und Wärmebildtechnik gekommen?
Die Nachtjagd hat mich vom ersten Augenblick fasziniert. Schon als Kind habe ich im Wald gezeltet und Nachtwanderungen unternommen. Gerüche, Wärme und Kälte, sowie Geräusche sind in der Nacht viel intensiver. Es mag fast etwas kitschig klingen, aber die Nacht in der Natur ist für mich ein extrem friedlicher Ort.
Gerade die Jagd bei Nacht bedeutet das intensivieren all dieser Sinne inkl. des Bauchgefühls. Das dann mit Hightech zu kombinieren ist tatsächlich etwas ganz besonderes. In der Nacht beobachte ich oft den Kautz beim Ansitz und der Jagd. Mit der entsprechenden Technik kann man es ihm ein wenig gleich tun und bei Nacht sehen. Nur das lautlose vom Baum gleiten schaffe ich leider noch nicht 😉
Am Ende nützt aber auch die beste Technik wenig, wenn man sich nicht auf die Nacht und die Sinne einlässt. Das ist meiner Meinung nach ganz wichtig.
Was hat dich dazu bewegt, einen eigenen YouTube-Kanal zu starten?
Ich bin mein ganzes Leben in der Film und Fernsehbranche hinter der Kamera tätig. Ich habe irgendwann festgestellt, dass ich selber praktisch nicht mehr Fernseh gucke. Zumindest Informationen hole ich mir selber aus gut ausgewählten YouTube Kanälen. Da gibt es schlicht für jedes noch so dezidierter Interessengebiet einen Kanal, wenn man die englischen Angebote mit einbezieht.
Da in meiner Firma auf Grund des negativen TV Trends die Idee aufkam eigenen Content zu produzieren, habe ich überlegt was man denn machen könnte. Was liegt da näher als etwas zu machen womit man sich auskennt und Spaß dran hat? Also als Kameramann: Optik und Jagd.
Was ist dein persönlicher Antrieb hinter dem Kanal – worum geht es dir inhaltlich und ideell?
Ich bin der Meinung, dass Jagd und alles was mit Waffen zu tun hat (ich bin ja auch Sportschütze) nichts ist, was man mal zwischendurch machen kann. Ein großer Teil dieser Passion (Jagen ist kein Hobby) geht für mich mit ständiger Weiterbildung einher.
Bei vielen Gesprächen habe ich immer wieder festgestellt, dass gerade bei dem Thema Optik viele Dinge missverstanden werden. Auch werden bei der Equipment Wahl von einigen dann gewisse Marken ins Spiel gebracht unter denen nichts geht. Das ist natürlich eine legitime Meinung – ich maße mir zu keinem Zeitpunkt an das besser zu wissen.
Allerdings leite ich daraus zwei Dinge ab: Ich versuche die jeweilige Technik so einfach wie möglich zu erklären und sage was womit geht und wo die Grenzen sind. Unser bisher erfolgreichstes Video ist wohl deshalb auch das „Wärmebild zum Schnäppchenpreis“ Video. Gerade Jungjäger können sich nicht für zweitausend ein Handgerät und für weitere dreitausend ein Vorsatzgerät kaufen nachdem gerade die Ausbildung, die erste Waffe und jede Menge Klamotten angeschafft wurden.
Welche Themen finden sich auf deinem Kanal, und was dürfen interessierte Zuschauer erwarten?
Grundsätzlich alles rund um das Thema Optik bei der Jagd vielleicht eben mit einer gewissen Affinität zur Nacht…. Neben der bereits erwähnen Nachtsicht- und Wärmebildtechnik werde ich Zieloptiken, Rotpunkt aber auch mal die klassische offene Visierung unter die Lupe nehmen. Aber auch Ferngläser und Spektive sind super spannend. Letzten Endes ist es ja genau diese Technik, die uns sicher ansprechen lässt und dann auch einen sauberen Schuss ermöglicht wenn dabei eben kein Fehler passiert ist.
Worauf sollte ein Jäger beim Kauf von Nachtsicht- oder Wärmebildtechnik besonders achten?
Zunächst spielt beim Thema Nachtzieltechnik in Form von Vorsatz oder Nachsatzgeräten die gesetzliche Komponente mit rein. Das Gesetz soll zwar auf Grund der Bundesratsinitiative Hessens (Stand 16.10.25) in Kürze geändert werden, aber wer jetzt etwas kauft was an der Waffe verwendet wird sollte insbesondere hier aufpassen, dass er sich an die noch geltenden Regeln des WaffG hält.
Insbesondere ein Strahler an der Waffe ist nicht erlaubt.
Was das Spotten – also das Auffinden und ggf. erstes Ansprechen – angeht gibt es hierzu keine Regeln. Im Grunde bestimmen hier zwei Faktoren die Wahl: Budget und Art des Reviers bzw. Verwendung (Feld, Wald, Pirsch etc.)
In welchen Situationen bevorzugst du Nachtsichttechnik, und wann greifst du lieber zur Wärmebildkamera?
Wie schon erwähnt macht beim Spotten Nachtsicht kaum Sinn. Wärmebild zeigt schnell und auch durch leichte Hindernisse hindurch wo etwas steht und mit etwas Glück auch schon welche Wildart. Bei der Zieltechnik ist Wärmebild zumindest in NRW noch nicht frei gegeben. Das ist leider etwas ärgerlich, da ja das Ministerium mit den UJBs erst kürzlich auf Grund der ASP den Rahmen zwar erweitert hat aber die Wärmebild nicht eingeschlossen hat. Was also hier bis zur endgültigen Gesetzesänderung bleibt sind Nachtsicht Vor- oder Nachsatzgeräte.
Wie gehst du bei deinen Tests und Vergleichen auf dem Kanal vor, um möglichst objektive Ergebnisse zu erzielen?
Unser Kanal ist ja noch recht jung und ich bin da noch etwas in der Findungsphase. Ich versuche grundsätzlich eine Kombination aus ganz objektivem Versuchsaufbau und echtem Einsatz bei der Jagd in die Videos zu bringen. Wenn dann noch echte Erfahrungen mit rein spielen, gebe ich das gerne weiter, allerdings habe ich natürlich auch nicht Erfahrung in allen möglichen Jagdarten und da ich es nicht mag wenn Leute von Dingen reden, von denen Sie keine Ahnung haben, werde ich mir zu gegebener Zeit dazu eben Leute ins Boot holen und diese an der Stelle um Ihrer Erfahrung und Einschätzung bitten, was dann Teil des Films wird. Das ist letzten Endes ein journalistischer Grundsatz, der leider heutzutage oft auf der Strecke bleibt.
Welche Entwicklungen oder Trends beobachtest du aktuell im Bereich Nachtsicht- und Wärmebildtechnik?
Positiv gesprochen: Die Technik kann immer mehr und man muss eben nicht mehr tausende ausgeben um nachts etwas zu sehen. Negativ ist der Trend, dass die Chinesen praktisch nicht mehr zu schlagen sind und es die europäischen/deutschen Firmen immer schwerer haben. Das ist etwas was ich aus diversen Recherche-Telefonaten deutlich vernommen habe.
Der neueste technische Trend geht eindeutig dazu in Wärmebild und Nachtsicht direkt eine Entfernungsmessung ein zu bauen. Das macht einerseits Sinn, da es in der Nacht extrem schwer ist Entfernungen zu schätzen, andererseits lässt es den Jäger natürlich Fähigkeiten verlernen. Es ist bei jeder Nachtjagt absolut obligatorisch sich das Terrain hundert prozentig bei Tag einzuprägen und sich Entfernungs-Marker (bis zum Wald sind es 110 Meter und bis zum Trampelpfad 50) einzuprägen. Auch muss natürlich am Tag ein sicher zu beschießender Bereich definiert werden. Je weiter die Technik geht, desto grösser ist natürlich die Gefahr sich mehr darauf zu verlassen. Also trotz dieser Erleichterungen wachsam bleiben.
Wie hat sich deiner Meinung nach die Jagd durch den Einsatz dieser Technik verändert?
Da gibt es im Grunde ja zwei Meinungen dazu und hier wird es philosophisch. Die eine sagt, dass es ein technischer Overkill ist und hält das für nicht Waidmännisch weil das Wild keine Chance mehr hat und die andere sagt, dass es ein Gamechanger zum positiven ist.
Ich sehe den ersten Aspekt durchaus weil wir eine große Verantwortung der Kreatur gegenüber tragen und ich würde nicht sagen diese Gruppe hat nicht Recht. Vielmehr denke ich, dass die Wahrscheinlichkeit vielleicht in der Mitte liegt und dass es daher umso wichtiger ist diese Technik verantwortungsbewusst einzusetzen. Ich habe tatsächlich fast jede Nacht wenn ich draußen bin SW in irgendeiner Form vor und wenn man das mit der klassischen Jagd früher bei Vollmond vergleicht ist klar, dass wir damit viel höhere Chancen und das Wild schlechtere hat. Die Frage ist an dieser Stelle nur wie man diese nutzt. Da ich entsprechend viele Gelegenheiten habe, habe ich auch zu keinem Zeitpunkt den Druck jetzt diese seltene Gelegenheit zu nutzen und fliegen zu lassen. Wir haben jetzt die Möglichkeit ganz genau anzusprechen, in sich hinein zu hören und drei mal seine Atmung zu kontrollieren. Stimmt dabei etwas nicht – und das war auch schon mal ein schlechtes Bauchgefühl – schieße ich nicht. Das ist mein Anspruch an Waidgerechtigkeit. Ohne Technik wäre das nicht möglich. Für mich ist das eine gute Lösung, die richtig angewendet bestimmt auch zu weniger Nachsuchen führt wenn man seine und die Grenzen der Technik kennt und besonnen handelt.
Was müssen Jäger in NRW rechtlich beachten, bevor sie Nachtsicht- oder Wärmebildtechnik einsetzen?
Ich habe das oben bereits angerissen. Hier eine Rechtsberatung zu geben würde zu weit führen. Insbesondere empfehle ich aber in nächster Zeit die weitere Entwicklung der Gesetzesänderung genau zu verfolgen.
Gibt es ein besonderes Erlebnis auf der Jagd mit Technik, das dir in Erinnerung geblieben ist?
Viele! LOL… Ein paar davon habe ich zum Glück aufgenommen und die gibt es in meinen „Nachtsicht Erlebnisse“ bei YouTube Shorts zu sehen. In der Nacht sehen zu können führt natürlich zu Ereignissen die so sonst gar nicht stattfinden würden. Eines davon ist wenn man mitten im Wald Passanten trifft, die mich natürlich nicht sehen können ich sie aber schon. Meistens gelingt es mir mich dann zu verstecken und die gehen ahnungslos an einem vorbei. Manchmal laufen sie einem aber auch in die Arme und man kann sich vorstellen, wie die dann reagieren. Es gibt aber eben auch den Kautz, der lautlos an einem vorbei gleitet und man ihn ohne Wärmebild nicht bemerkt hätte. Oder die Fuchsfamilie, die den Wind von hinten hat und bis auf einen halben Meter auf mich zu läuft ohne mich zu bemerken. Wahnsinn!
Noch ein Beispiel ganz konkret: Ich saß neulich am Mais und sah zwischen Wald und Mais einen Mann mit seinem unangeleinten Hund kommen. Er kam immer näher und stand schließlich neben dem offenen Sitz und sah mich. Ich sagte „guten Abend, verstehen Sie mich nicht falsch, ich will Sie nicht belehren aber wenn Sie Ihren Hund mögen würde ich ihn anleinen. Wir haben hier mindestens zwei große Rotten mit Bachen und Frischlingen und wenn Ihr Hund da dran gehen sollte wird die Bache den schwer verletzen“ Er sagte, dass er wüsste, dass es hier Wildschweine gäbe aber er dachte wegen des Maisfeldes wären die ja jetzt nicht hier….. Hat er echt gesagt. Er hat den Pfiffi dann sehr schnell angeleint und ist auch sehr schnell gegangen. Die nächsten Nächte habe ich ihn nicht mehr gesehen.
Wie siehst du die Zukunft deines Kanals?
Ich bin da sehr ergebnisoffen. Wir haben für den Anfang für diese thematische Nische auf 3000 bis 4000 Aufrufe pro Video gehofft. Unser fünftes Video hat innerhalb einer Woche 15000 gehabt was natürlich mega ist. Eine weitere Idee ist, alle Videos nicht nur in deutsch sondern auch auf Englisch zu machen. Das erhöht nicht nur die potentielle Zielgruppe unserer thematischen Nische sondern ist natürlich super interessant wenn das zu einem thematischen Austausch mit anderen Jagdmethoden / Bräuchen etc. führt. Leider hat der Algorithmus bisher die englischen Videos nicht gut ausgespielt und wir werden entweder noch einen eigenen englischen Kanal starten oder diesen Teil ggf. einstellen, was natürlich schade wäre.
Die Resonanz im deutschsprachigen Raum ist dafür bisher sehr gut. Es gab schon Anrufe und interessante Gespräche, die hoffentlich das Projekt künftig auch monetarisieren und last but not least interessante Inhalte ermöglichen.
Zum Schluss: Was möchtest du anderen Jägern mit auf den Weg geben, die sich erstmals mit Nachtsicht- oder Wärmebildtechnik beschäftigen?
Unbedingt den YouTube Kanal Reticle abonnieren 😉
Reticle – für alle die es nicht wissen – heißt übrigens Absehen…. WMH Markus
Lieber Markus, wir danke dir für deine Arbeit und das ausführliche Interview und wünschen dir für die Zukunft alles gute mit Reticle! Besucht und ABONNIERT!!!! auch ihr Markus‘ Youtubekanal Reticle und lernt viele spannendes Dinge über Optik, Jagen und Equipment.
Weidmannsheil, euer Team vom Hegering Haspe e.V.



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